Nachhaltigkeit ist im Alltag lebbar

Abschlussveranstaltung „Mut zu Taten“ des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster zum Schwerpunktthema „Gutes Leben für alle. Gerechtigkeit und Lebensstil“

Über mehr als ein Jahr ging es im Diözesankomitee und den Mitgliedsverbänden immer wieder um die Frage, wie gutes Leben für alle gelingen kann – und was das auch für Auswirkungen auf meinen Lebensstil hat. Anfang des Jahres stellten in der Abschlussveranstaltung sechs „Mutmacher“ ihre nachhaltigen Projekte vor und sprachen darüber, was sie antreibt, inspiriert und immer wieder motiviert. Gerade die Lebendigkeit und persönlich gestalteten Vorträge zogen die Zuhörer in den Bann und ließen Hoffnung aufkeimen, dass jeder durch seinen Lebensstil am Rädchen für eine gerechte und zukunftsfähige Welt „mitdrehen“ kann. Ein wichtiger Faktor ist dabei, immer wieder sein Handeln zu hinterfragen sowie das Suchen von Gleichgesinnten, loszugehen und sich von Misserfolgen nicht entmutigen zu lassen. (Erste Schritte dazu bieten sich bei Gesprächen im Familienkreis an)

  1. Tine Langkamp von der Divestment-Bewegung, möchte die Investitionen in fossile Brennstoffe unter dem Aspekt des Klima- und Umweltschutzes verhindern. und stattdessen in nachhaltige Energieerzeugung re-investieren“. Davon überzeugt sie zunehmend Institutionen wie u.a. die Evangelische Kirche von Schweden,, Universitäten, ja ganze Städte. So hat die Stadt Münster als erste Stadt Deutschlands ihr Geld aus der Kohle-, Gas- und Müllindustrie abgezogen. Aus Sicht der Teilnehmenden ein wünschenswerter Schritt auch für das Bistum Münstergofossilfree.org/de,  tine@350.org
  2. Um Abfallvermeidung bei Lebensmittel ging es bei Raphael Fellmer Initiative von als“Foodsaver“. Er ist  aktiv im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Lebensmittel, die sonst weggeworfen würden rettet er seit einigen Jahren durch „foodsharing.de“. Er gab einen kleinen Einblick in sein bewegtes Leben, das vom jahrelangen „Geldstreik“ bis zum „Diplom-Müllcontainer-Tauchen“ seinen Weg hin zur Idee des legalen Lebensmittel-Rettens.foodshring.de
  3. Für den Fairen Handel sprach Sebastian Schonhoff von der Katholischen Jungen Gemeinschaft (KjG). Ihm und seinen Mitstreitern ist es gelungen, junge Menschen für das Thema „Fairer Handel“ in seiner Pfarrei zu begeistern. Zufrieden berichtete er, dass die rasante Entwicklung vom kleinen Verkaufswägelchen hin zu einem breiten Produkt-, Veranstaltungs- und Kooperations-Angebot auch mit einem wachsenden Interesse von jungen Ehrenamtlern einherging. Die Ideen von den fairen Alternativen haben es bis in den Pastoralplan der Pfarrei gebracht, die inzwischen sogar das Zertifikat „Öko-faire-Gemeinde“ beantragt hat. sescho9220@googlemail.com
  4. Zwei Herzen (so der syrische Projektname Elbén auf Deutsch) sind das Symbol des Integrationsprojektes aus Münster, das Nedal Georges mit Familie und Freunden initiiert hat. Ein Food-Truck mit syrischen Spezialitäten, betreut von einem deutsch-syrischen Team aus Geflüchteten und Studierenden, geht gerade erfolgreich die ersten Schritte; ein festes Lokal und weitere Ideen sind im Werden. Für Georges das ideale Projekt für die Zuwanderer, Kontakte zu knüpfen, Deutsch zu lernen, Kulturen auszutauschen (siehe Bericht unten). facebook.com/elben.22georg.nedal@freenet.de
  5. Meike Schulzik erläuterte das Konzept“Unverpackt“ – Einkaufen von Waren ohne Verpackungsmüll „Einzelhandel zum Wohlfüllen“. Alle Produkte können schon in kleinsten Mengen (ein Lorbeerblatt) gekauft werden – alles ist unverpackt und kann in mitgebrachte Behältnisse nach Bedarf eingefüllt werden. Das Geschäft ist in Münster an der Hammerstraße zu finden. einzelhandel.ms
  6. Ortrud Harhues, der das Upcycling – also Neues aus Altem zu schaffen – ein Anliegen ist, präsentierte einige „Schmuckstücke“ und praktische Dinge wie Taschen. „Eine wunderbare Möglichkeit Ressourcen zu schonen, Müll zu vermeiden, Schönes und Eigenes zu schaffen und ein wenig Sand ins Getriebe der Wegwerfgesellschaft zu streuen. Schmuck aus Fahrradschläuchen, Portmonaies aus Tetrapacks, Taschen aus Planen, Kartenständer aus alten Büchern das alles und noch viel mehr entsteht aus Dingen, die auf den ersten Blick als wertlos erscheinen. Und es macht Spaß!“(Harhues) harhues@kab-muenster.de

Beiden den ersten beiden Initiativen existieren vor Ort Gruppen, die sich für diese Anliegen stark machen, jeder kann dazu stoßen.

Falls ihr neugierig geworden Zeit und mehr Infos über einzelne Projekte möchtet, so meldet euch doch direkt bei den Ansprechpartnern oder  fragt im JG Büro bei Sabine Düro nach. Dort gibt es auch ein kleines Kartenset, mit dem es gut möglich ist, über das Thema Nachhaltigkeit und Lebensstil ins Gespräch zu kommen.

Nedal Georges erzählt über seine Hinter – und Beweggründe, wie es zum Geflüchtetenprojekt elbén gekommen ist. Über Kontakte freut er sich sehr.

Das Thema Geflüchtete aus Syrien in Deutschland war allgegenwärtig! Nach den ersten Massenbewegungen habe ich mich gefragt, wie man Menschen aus anderen Kulturen grundsätzlich verbinden kann, ohne dass im Vorfeld über eine andere Kultur geurteilt wird.

Somit entstanden die Idee von elbén- so eine Art Verbindungselement. Als Brückenbauer sehe ich mich, da ich das Glück hatte, beide Kulturen und Sprachen zu verstehen. Danach musste ich nur noch horchen, wer ich bin, was ich kann und welche Leute um mich herum sind, die auch etwas bzgl. dieser Thematik machen wollten.

Mit Crowdfunding konnten wir Leute abholen und nach deren Meinungen fragen. Es kam gut an und wir legten somit mit der Umsetzung los – ein Sprungbrett für die Geflüchteten den Kontakt zu suchen, aber auch Münsteraner kamen aktiv zu uns um elbén Mitglieder kennen zu lernen. Darüber hinaus können wir auch- hauptsächlich Studierende- Praxiserfahrungen sammeln.

Wir fingen an uns damit zu identifizieren

… und hier die Infos über elbén:

WORUM GEHT ES IN DEM PROJEKT
Arbeit ermöglicht Unabhängigkeit und erleichtert Integration. Essen verbindet Kulturen und schafft Begegnung. In diesem Sinne möchte das Projekt elbén mit der Zubereitung und dem Verkauf des Fast Goods „Manakish“ durch syrische Geflüchtete eine Brücke zwischen diesen und in Deutschland beheimateten Menschen bauen. Insbesondere ermöglicht es den beteiligten Geflüchteten eine neue Aufgabe, Struktur im Alltag sowie finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen.

elbén – das ist syrisch-arabisch für „zwei Herzen“. Wir möchten Orte entstehen lassen, in denen sich syrische und deutsche Herzen näher kommen können, sich begegnen, kulturellen Austausch schaffen. Kulinarischer Austausch soll dabei Barrieren senken und Interaktion herbeiführen.
Wir möchten daher Street Food Läden sowie Food Trucks eröffnen, in denen „Manakish“ von syrischen Geflüchteten zubereitet und verkauft wird.
In unseren Läden erhalten in Deutschland beheimatete Menschen und syrische Geflüchtete die Chance zur Begegnung. Integration wird erleichtert und eine langfristige Perspektive des Zusammenlebens geschaffen. Als Kulturvermittler dient dabei „Manakish“. Dies ist ein einfaches arabisches Fladenbrot aus Hefeteig, das sowohl in veganer und vegetarischer Variante, als auch mit Fleisch zubereitet werden kann. Es verbindet als „Fast Good“ Elemente eines Schnellimbisses mit gesunder Ernährung. Damit stellt der syrische Snack eine, in unserer Stadt bislang gänzlich fehlende, gesunde und leckere Alternative dar.
ZIELE UND ZIELGRUPPE
Mit dem Projekt elbén möchten wir…
… Unabhängigkeit fördern
Mit dem Erlös aus dem Verkauf von Manakish sollen die mitwirkenden Geflüchteten zunächst die Möglichkeit bekommen, ihre eigenen Familien hier und in Syrien finanziell zu unterstützen. So erhalten sie durch das Projekt elbén die Chance, sich selbst nachhaltig ein unabhängiges Leben hier in Deutschland aufzubauen. Langfristig soll ein Teil des Gesamtgewinns in Bildungsprojekte und Sanitäranlagen in und um Syrien fließen um auch dort einen effektiven Wiederaufbau zu ermöglichen.
… Integration erleichtern
In Deutschland beheimatete Menschen können an diesen Orten der Begegnung syrische (Ess-)Kultur erfahren. Den beteiligten syrischen Geflüchteten ermöglicht das Projekt nicht nur Kontakte zu knüpfen, sie können zudem ihr Potenzial entfalten indem sie ihre Fähigkeiten einbringen und anwenden können. Des Weiteren verhilft die Beschäftigung in den Street Food Läden den Beteiligten zu einer Alltagsstruktur und einer langfristigen Perspektive.
… Begegnung schaffen
Gemeinsame Projekte bauen Vorurteile ab, kulinarisches Erleben baut Kulturbrücken und senkt die Hemmschwelle für freundschaftliche Interaktion. Unser Ziel ist es daher, mit unseren Street Food Läden und dem Food Truck Orte entstehen zu lassen, an denen genau dies stattfinden kann. Syrische Geflüchtete und in Deutschland beheimatete Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, sich besser kennen zu lernen.
Angesprochen werden beim Projekt somit alle Menschen, die Unabhängigkeit, Integration und Begegnung fördern möchten und sich zudem über eine leckere kulinarische Neuheit freuen.