Franz von Assisi – wer war dieser Mann aus dem 12.Jahrhundert, der bis zu seinem Tod schon 6000 Anhänger hatte und dessen Grab  jährlich 6 Millionen Touristen in der Basilika San Francesco besuchen?

Ostersamstag brechen wir mit 14 Erwachsenen für 12 Tage auf, um auf dem Franziskusweg nach Assisi zu pilgern. Unser Motto heißt: „Das Leben unter die Füße nehmen“. Warum pilgere ich eigentlich? Nach einiger Überlegung finde ich für mich folgende Antwort: Ich erhoffe, über die Suche zu mir selbst, auch den Weg zu Gott zu finden und zu seinem Auftrag für mich. Dazu brauche ich Distanz zum Alltag, heraus in die Natur, in gemeinschaftliches Erleben, in Stille mit religiösen Anstößen und ausreichend Zeit, in mich zu gehen. Das alles auf einem Pilgerweg an der Basis Erde.

Wir beginnen unsere erste Etappe an der Einsiedelei Montecasale.

Es ist Ostersonntag. Sabine Düro hält eine Andacht. Das Grab ist leer, die Steine beiseite gerollt. Wo ermöglichen uns in der heutigen Zeit weggeräumte Steine eine Auferstehung?

Franz von Assisi war ein Sohn reicher Kaufleute. Erst nach Kriegserlebnissen und einem Jahr Gefangenschaft ändert sich seine Einstellung zum Leben. Er macht sich auf die Suche. In einer verfallenen Kirche spricht Gott durch das Kreuz von San Damiano zu ihm: Franziskus, baue meine Kirche wieder auf! Das war sein persönliches Auferstehungserlebnis. Ein neuer Lebensweg zeichnete sich für ihn ab.

In diesem  mittelalterlichen Kloster lässt es sich intensiv nachfühlen, wie es Franziskus wohl damals ergangen sein muss.

Ab heute beginne ich meinen Weg  zu gehen.

Ostermontag laufen wir mit den Jüngern nach Emmaus. Natürlich sind Lebenswege  schwer zu erkennen. Haben doch selbst die Jünger auf ihrem Weg  nach Emmaus Jesus nicht erkannt.

Franziskus erging es ähnlich. Zunächst hat er wortwörtlich die verfallene Kirche San Damiano wieder aufgebaut. Erst später wurde ihm klar, dass Gott den Aufbau der Kirche durch gelebtes Evangelium gemeint hat. Von da an zog er als Wanderprediger wie einst Jesus durch das Land und lebte in Armut und Demut gegenüber jeglichen Geschöpfen.

Wir pilgern durch die Berge über steinige Wege, gefühlt unzählige Höhenmeter, immer zu neuen Zielen. Bei der Planung war klar, dass wir nicht in teuren Hotels übernachten wollen, da es nicht zu dem Leben von Franziskus passt. Dennoch fühlt sich so manche sehr bescheidene „verkrachte Bude :-)“ für den ersten Augenblick unangenehm an. Interessant ist, dass genau in diesen Unterkünften die Freude über eine heiße Dusche deutlich größer ist und die Stimmung abends besonders ausgelassen und fröhlich wurde. Die außergewöhnliche Freundlichkeit der Italiener und ihre liebevolle Bewirtung stellt alles andere in den Schatten und lässt die örtlichen Verhältnisse  unwichtig erscheinen. Wer gewohnt ist, mehr zu haben, nimmt den Reichtum wahrscheinlich als Standard war und kann sich nicht mehr über Kleinigkeiten freuen.

Je länger wir unterwegs sind, desto schöner wird das Pilgern. In Gubbio , einer wunderbaren mittelalterlichen Stadt, machen wir einige Zeit Halt und sehnen uns  fast danach, endlich weiterlaufen zu dürfen.

Hier erzählt man sich folgende Geschichte: Die Stadt wurde damals von einem Wolf bedroht. Vor lauter Hunger hat er die Menschen angegriffen. Franziskus sucht die Nähe dieses Wolfes , zähmt und sorgt für ihn, so dass er keinen Hunger mehr leiden muss. Er bittet die Einwohner gleiches zu tun.  So geht von nun an keine Gefahr mehr von ihm aus und es herrscht Friede.

Auch das sind Markenzeichen von Franziskus: der Schöpfung auf Augenhöhe begegnen, füreinander sorgen und Frieden stiften.

Ich könnte über viele Erlebnisse, Impulse oder Aha-Effekte  jeder einzelnen Tage erzählen. Für mich schließt sich der Kreis mit dem Erreichen der Stadt Assisi. Von weitem sehe ich schon die Umrisse mit der Basilika San Francesco und ich bekomme förmlich eine Gänsehaut. Wir bleiben noch drei Übernachtungen in dem Kloster Santa Croce und spüren noch intensiv den Flair dieser Stadt.

Für mich ist die Pilgerreise noch nicht zu Ende. Ich bin sehr dankbar über das Zusammenwachsen unserer Gruppe auf dem Weg und über so manchen Klarheit schaffenden Impuls von Sabine. Unterwegs begleitet mich immer wieder der Film über Papst Franziskus  „ Ein Mann seiner Worte“

Mir imponiert, wie mitfühlend ohne jegliche Anklage er sagt: „ Wir haben doch alle genug. Lass uns doch jeder auch nur ein bisschen abgeben und für den Mitmenschen sorgen.“ Diese sanften Wort spricht er vor dem Washingtoner Kongress und rührt so manchen Politiker zu Tränen. Anschließend fährt er mit seinem kleinen Fiat zwischen all den riesigen Limousinen fort.

So war Franz von Assisi auch. Er war nicht verurteilend, hat für sein Leben einen respektvollen Umgang mit Armen aber auch mit  Reichen, Aussätzigen, der Kirche, der Schöpfung u.v.m. vorgelebt.

Wir müssen uns kümmern – natürlich um die Schöpfung! Wir haben ja nur die eine Mutter Erde. Aber wir müssen auch teilen, denn wir sind reich und es tut nicht weh etwas abzugeben. Im Gegenteil: ein teilendes Leben macht glücklich. Die Erfahrung hat ja wohl schon jeder gemacht: Der Beschenkte und der Schenkende fühlen sich gut. Nur so ist Frieden möglich.

Das ist einfach gesagt, aber schwer zu leben. Wer verliert sich nicht in dem Sicherheitsdenken? Wer ist schon immer voller Gottvertrauen? Natürlich sollten wir uns nicht nur auf den materiellen Appell reduzieren. Frieden stiften heißt auch: sich versöhnen! Ich persönlich habe mir konkret eine Lösung einer schwierigen Situation in meinem Leben  vorgenommen und hatte auch schon ein kleines Erfolgserlebnis.

Mir fällt das Lied ein: „Auf dich vertrau ich  und fürcht mich nicht“. Das stimmt nicht ganz: ich hatte mächtig Lampenfieber.

Das ist wohl das Geheimnis von Franz von Assisi gewesen: seine Zuversicht zu Gott, seine Aura, sein authentisches Vorleben!

Deshalb hat er  so viele Menschen bis heute  in seinen Bann gezogen.

Ich wünsche uns allen ein gutes Gelingen im respektvollen Umgang mit unserem Mitmenschen und unserer Schöpfung.

In diesem Sinne

Pace e bene

 Elisabeth Haselhoff

Und der Weg geht im nächsten Jahr weiter  – von Assisi nach Rieti. Wer auf den Geschmack gekommen ist, es sind noch ein paar Plätze frei. Voraussichtlich vom  18. Mai bis 27. Mai . Meldet euch doch bei uns im Büro .duero@jg-muenster.de oder 0251/719327