Anfang Oktober haben sechzehn Männer und Frauen das Motto der Tage „Einfach aufbrechen und dann…“ täglich umgesetzt.

Die wunderbare Atmosphäre des Klosters (liebevolles Umsorgt werden, durchbetete Mauern…) und der herrliche Hildesheimer Wald trugen zum Wohlfühlen bei.

Madeleine Delbrel, eine französische Philosophin und Sozialarbeiterin hat uns täglich „begleitet“ und konnte viele  Impulse für den eigenen (Glaubens-) Alltag geben. Sie hat von 1904 bis 1964 gelebt und gewirkt;  Davon über 40 Jahre in Ivry, einem Arbeitervorort von Paris. Sie wird auch als „Mystikerin  oder Prophetin der Straße“ bezeichnet und gerade in der heutigen kirchlichen Umbruchsituation,  lässt sich von ihrem Zugang auf Menschen vieles lernen. Stichworte sind u.a.: „Gott einen Ort sichern mitten im Alltag“ mit all seinen Widrigkeiten. Ihre bedingungslose Liebe und das Doppelgebot der Liebe – Gottesliebe zu uns Menschen und die Nächstenliebe sind untrennbar miteinander verwoben:

Ihr Experiment: „Wenn es Gott gibt, so will ich ihm täglich fünf Minuten schenken“ – dieses hat sie u.a. von einer Atheistin zu ihrem Glauben geführt. Das Ernstnehmen von Jesu Botschaft und wie er auf Menschen zugegangen ist. Das Evangelium bezeichnet sie als „ ein Rendezvous mit Christus“ – betend – suchend und aufmerksam hörend gilt es, aufzunehmen und so auch zu leben.

Ihre Schriften geben Zeugnis ihrer Gedanken, Erfahrungen und Ideen. Immer wieder werden ihre Schwierigkeiten mit der Amtskirche und der Gemeinde vor Ort, die sich selbst genügt, deutlich. Ihr Ringen, einen Zugang zu den am Rande stehenden Menschen zu bekommen sind ebenso Thema und mit den damals aufkommenden Arbeiterpriestern hat sie stark sympathisiert.

Neben der Auseinandersetzung mit Debréls Texteb erlebten wir die Widrigkeiten des Herbstes – Regen, Kälte aber auch sonnendurchflutete Buchenwälder – und beim Wandern konnten wir uns intensiv über Madeleine Delbrel  und unser eigenes Leben austauschen. Eine wertvolle Erfahrung war wieder das gemeinsame Schweigen auf dem Weg.

Besonders intensive Erfahrungen wurden in Hildesheim gemacht als es darum ging, auf der Straße Begegnungen mit Menschen zu suchen oder zu finden und „nur sich selbst dabei zu haben“.

Auch wenn Madeleine Delbrels Texte uns heute teilweise sperrig erscheinen, so enthalten sie doch wertvolle Gedanken für uns Christen heute.

 

„Was nützte es uns, ans Ende der Welt zu gehen,

um eine Wüste zu finden?

Wozu hinter Mauern gehen,

die uns trennen von der Welt?

Denn du wirst dort nicht gegenwärtiger sein,

als im Lärm der Maschinen,

als in der hundertgesichtigen Masse.

Sind wir so kindlich zu meinen,

all diese Menschen seien

groß genug,

wichtig genug,

lebendig genug,

um uns die Sicht zu versperren,

wenn wir Ausschau halten nach dir?“

(Madeleine Delbrel)